Die Temperaturen des Septembers zeigen sich noch hochsommerlich warm, nur das Licht in den Bergen wird langsam goldener, der einzige Hinweis auf einen nahenden Herbst, der verspricht, sich von seiner Altweiberseite zu zeigen. Nie ist wandern in Südtirol schöner! Und noch nie waren Südtirols Höhenwege attraktiver.
Südtirols Höhenwanderwege sind ein wahrer Insidertipp für diejenigen, die sich nicht mit einer einfachen Almenwanderung zufriedengeben, aber auch nicht hochalpine Erfahrung mitbringen, um über die 3000er-Grenze zu steigen. Die Südtiroler Höhenwege liegen angenehm eingebettet meistens zwischen 2000 und 2500 Metern Höhe. Ursprünglich errichtet, um eine schnellstmögliche Verbindung zwischen den Schutzhütten herzustellen, sind sie heute eine wunderbare Möglichkeit, hochalpine Erfahrung jedermann im wahrsten Sinne des Wortes zugänglich zu machen.
Machbare Pfade, entlang schmaler Berggrade, vorbeiziehend an stolzen Gletschern, bescheiden und einsam, aber großzügig in der Belohnung. Zeit sollte man schon mitbringen, um das Auge in aller Ruhe schweifen zu lassen, um sich an die Ruhe zu gewöhnen, die es nur dort oben gibt. Einige Höhenwege sind zwar gut an einem Tag zu bewältigen, den einmaligen Höhenrausch erlebt man allerdings nur, wenn man sich auf ein mehrtägiges Wandererlebnis einlässt.
Drei Südtiroler Höhenwege im Porträt:
1. Der Meraner Höhenweg: Sanft oder saftig?
Der Meraner Höhenweg ist einer der schönsten Höhenwege Südtirols. Die einfachere Variante des Meraner Höhenweges Süd führt über Ulfas nach Matatz, Hochmuth, Hochganghaus zur Nasereith-Hütte, zum Giggelberg, zum Grubhof und am Ende nach Katharinaberg in Schnals. Der Meraner Höhenweg Nord hat hingegen ein anspruchsvolleres Pendant: Hier ist man einige Höhenmeter weiter oben unterwegs. Startpunkt ist das Ende der Südvariante, nämlich Katharinaberg. Durch das malerische Pfossental in Schnals, vorbei an den Eishöfen wandert man in gleichmäßigen Serpentinen hinauf zum Eisjöchl auf 2.908 m. Danach kehrt man über die Stettinerhütte nach Pfelders wieder zurück nach Ulfas in die Zivilisation.
2. Der Pfunderer Höhenweg – Wild Beauty
Mit Adjektiven wie „rau“ und „unberührt“ beschreiben Wanderer den Pfunderer Höhenweg, aber vor allem als „beeindruckend schön“. Man könnte sagen, dass der Meraner Höhenweg eine Schwester im Osten des Landes hat. Besonders fitte Wanderer können den Pfunderer Höhenweg in 4 Tagen bewältigen, in aller Regel schafft man ihn aber in 6 Tagen.
Von Sterzing geht es durch das Pfitsch-, Puster- und Tauferertal bis nach St. Georgen zur Endstation. Unberührtes Revier erwartet konditionsstarke Wanderer. Satte Wiesen, die zu einer kurzen Rast einladen, und wenn man zur richtigen Zeit unterwegs ist, wird die üppige Alpenrosenblüte wahrscheinlich die Speicherkarte der Kamera beherrschen.
3. Der Dolomiten Höhenweg 1: „Un passo dal cielo“ – 150 km Höhenrausch
Es passiert nicht oft, dass man bereits am Startpunkt belohnt wird. Hier ist es aber so. Ausgangspunkt für die Route ist der weltberühmte Pragser Wildsee – nicht zuletzt so bekannt, weil Terence Hill hier seinen Film „Un passo dal cielo“ gedreht hat.
In 8–12 Tagen wandert man vom Südende des Bergsees bis in die Stadt Belluno, der Endpunkt dieses Dolomiten-Höhenwegs 1. Manche beschreiben ihn als die schönste Trekkingtour der Welt, andere als wundervolle Wanderung durch das UNESCO-Weltnaturerbe. Steile Wände im Kontrast zu sanft eingebetteten Almen, vorbei an Aussichtspunkten, die es so nur in den Dolomiten gibt, die man zwar allein, aber nicht einsam genießen darf.