An einem sonnigen Freitagmorgen mache ich mich voller Tatendrang auf nach Völs am Schlern, wo Ski- und Bergführer, Langlauflehrer UND Extrembergsteiger
Helmut Kritzinger vom Haus Santner schon auf mich wartet, denn er (ent-)führt mich heute auf eine Wanderung.
Ich bin gespannt – aufgeht‘s!
Natur – hautnah‘
Eine leichte, fast unsichtbare Handbewegung nach links, kurz bevor wir die Straße überqueren. Helmut ist ein erfahrener Wander- und Bergführer, das erkenne ich sofort, er passt sich meinem Schritt an, gibt kleine Richtungshinweise und „fühlt“ seine Umgebung, indem er Bäume, Sträucher und Tiere berührt, denen wir begegnen.
Wir wandern auf dem alten Holweg nach Ums, vorbei an der einzigen Gelbkirsche in der Gegend. „Das Holz ist so hart, dass wir uns früher als Buben kleine Bolzen geschnitzt haben, die wir dann in Felsritzen gesteckt haben, um zu klettern“, erzählt Helmut ein wenig schmunzelnd.
Perfekte Weitblicke
Über sein Lächeln hinweg blicke ich in die Ferne, der blaue Himmel zieht sein schillerndstes Dach über die Berge, die Sicht: Wahnsinn! Ich strotze mit den Grashalmen um die Wette, ich vor Freude und sie vor sattem Grün, das ihnen bis in die letzten Spitzen geschossen ist. Weiter geht’s! Wir kommen am „Daiml-Hof“ von 1477 vorbei, die Ruhe hier ist kurz vor dem Angsteinflöß-Niveau, aber nur fast, ja, fast perfekt könnte man es auch nennen. So scheint es auch der Esel zu sehen, der seinen Kopf wohlig über den Zaun reckt, um noch ein paar Streicheleinheiten zu ergattern. Nach kurzem Aufstieg oben angekommen, erblicke ich links das Schloss Prösels und rechts, weiter weg, das Dorf Völs.
Wasserspeicher-Farbspiel
Wir streifen weiter durch satte Laubwälder, der Boden knirschend voller Nadeln, Tannenzapfen und kleinen Steinchen. Sie weisen uns den Weg in Richtung „Umser Wasserspeicher“. WOW – spiegelglatt liegt er da – die Farbe unbeschreiblich: Helmut tendiert zu türkis, ich zu smaragdgrün … wir können uns nicht ganz einigen, aber das ist auch egal, ein märchenhaftes Bild ist es allemal, der kleine künstliche Weiher inmitten einer Lichtung.
Von Bergen und Abenteuern
Ein freundliches, aber bestimmtes „Griastenk“ (zu Deutsch: Grüß Gott) ertönt, ein Jäger kommt uns entgegen, schnellen Schrittes zieht er an uns vorbei und wir nehmen unsere Route durch den Wald wieder auf. Nach einem leichten Aufstieg erreichen wir schon den Huber-Weiher und gleich darunter den
bekannten Völser Weiher. Heute, an einem Freitagvormittag, ist noch keine Menschenseele anzutreffen – wunderbar! Wir setzen uns zur Rast auf die gemütliche Terrasse des kleinen Gasthauses. „Trinken wir einen Prosecco?“ „Ja klar, da sage ich nicht nein!“ Mit Helmut lässt es sich wunderbar Ratschen (zu Deutsch: Plaudern), über dies und das, seine unzähligen Bergabenteuer in aller Welt, die er über seine
Firma Arc-Alpin Travel regelmäßig organisiert. Er gehört in die Berge und in die Natur, das stellt man ganz schnell fest, und als das Glas Prosecco fertig ist, verrät er mir, dass es ihn gedanklich schon wieder hoch hinauf zieht, in die Bergspitzen, wo er sich am wohlsten fühlt.
Gleich hinter dem Gasthaus führt uns der Pfad zurück talwärts, vorbei an stolzen Bauernhöfen, weiten Weideflächn und einem einzigartigen Blick auf den Schlern. „Oink“. Was war das? Mitten im Wald residiert ein Rudel Schweine – und im nächsten Leben würde ich doch glatt einmal kurz mit ihnen tauschen wollen.
Auf ein Wiedersehen!
Vorbei am Gflierer Weiher erreichen wir bald wieder die Höhe des Dorfes Völs und von St. Anton kommend, spazieren wir zurück ins Dorf, vorbei am
Haus Santner, das Helmut zusammen mit seiner Frau und seinen Eltern führt. Ein ganz besonderes Zuckerle hat er sich für das Ende der Wanderung aufgehoben: das Obervölser Kirchlein zur Hl. Margareth. Gegenüber von seinem Haus führt ein kleiner Pfad in eine Art Innenhof, wo sich das kleine Kirchlein ganz idyllisch seinen Platz gesucht hat. Ein kleiner, zauberhafter Ort, still, unwirklich, wie ein Flashback in eine frühere, ruhigere Zeit. Hierher komme ich sicher noch einmal wieder, Danke Helmut – auf ein neues Erlebnis!