Eine frühsommerliche Wanderung zu den Geisler-Spitzen
Man braucht schon eine Weile, um ans Ende des Villnösstals zu gelangen. Aber es lohnt sich allemal! Wenig Verkehr, viel Natur, die Gegend ist ein Paradies für Bergliebhaber und Wanderer. Peter Schatzer, Inhaber der
Apartments Schatzer und mein persönlicher Wanderführer für den heutigen Tag, grüßt mich breit grinsend und zeigt mir, wo ich parken kann.
Allein im Naturpark
Ich werfe meinen Rucksack in seinen Wagen und gemeinsam fahren wir auf Waldwegen ein Stück weit unserem Ziel entgegen, denn heute wollen wir es ein wenig gemütlicher angehen lassen. „Die Saison ist noch nicht wirklich gestartet“, sagt Peter, mit dem ich sofort per Du bin, „da werden wir mal schauen, was der Winter für uns hinterlassen hat.“ Und tatsächlich: Auf dem gesamten Weg begegnen wir keinem Menschen. Peter ist als eines von 13 Geschwistern hier im Tal aufgewachsen, hat sein Leben hier verbracht und kennt jeden Steig und jeden Geheimpfad. Wir stapfen über einen Wurzelweg hinein
in den Naturpark Puez-Geisler, zunächst führt er uns recht steil hinauf, wir ziehen vorbei an den Spuren, die Wind und Wetter am Berg hinterlassen haben. Zu den Kofelwiesen soll es gehen und dann weiter über den Bergkamm, wo wir uns schon auf den herrlichen Blick auf die berühmten Geislerspitzen freuen.
Peter zieht es jede Woche mehrfach in seine Berge. Er ist ausgebildeter Natur- und Wanderführer und bietet seine Berg-Begleitung auch regelmäßig dem örtlichen Tourismusverein an. Seine eigenen Gäste bekommen aber natürlich eine ganz besondere Behandlung: „Ich bin immer für meine Gäste da, egal, welche Tour sie machen wollen“, sagt er und schreitet weiter. Der Weg steigt merklich an, schon bald durchqueren wir eines der verbliebenen Schneefelder. Peter geht voran und prüft den Weg, ich folge.
Lawinen und Landwirtschaft
Hier oben gibt es noch zahlreiche Überbleibsel von Lawinen. Kaum zu glauben, mit welcher Kraft sich solche Naturgewalten den Weg bahnen. „Es gab dieses Jahr wirklich viel Schnee“, bestätigt Peter, „es wird noch eine Weile dauern, bis wirklich alles aufgetaut ist.“ Und dann, wenn es soweit ist, beginnt für ihn die Arbeit erst richtig, denn als Einheimischer hilft er seinen Bergbauernfreunden selbstverständlich auch dabei, im Frühling die Wiesen und Almen vorzubereiten.
Überhaupt ist die Landwirtschaft wieder stark im Kommen: „Die Initiativen rund um traditionelle Zucht- und Anbauarten machen sich bezahlt“, freut sich mein Begleiter. „Inzwischen gibt es hier so viele Brillenschafe, dass darüber gesprochen wird, die Almen wieder aktiv als Weideland zu nutzen.“
Endlich: die Geisler!
Immer weiter nach oben bringt uns der Weg, nach den Kofelwiesen schlängelt er sich durch ein letztes kleines Waldstück und dann sind wir auch schon oben auf dem Kamm. Da – hinter einer Kuppe präsentieren sich uns endlich die imposanten Geisler vor einer blassblauen, wolkenlosen Himmelskulisse! Eine kleine Hirtenhütte – aktuell an den Wochenenden gerne von Paraglidern genutzt – trotzt hier oben seit Jahrzehnten Wind und Wetter und lädt uns zu einer Verschnaufpause ein. Peter teilt seine Kaminwurz und sein Schüttelbrot mit mir – damit hat er die deutlich bessere Wahl getroffen als ich mit meinen Müsliriegeln. Wir sitzen einträchtig nebeneinander, lassen den Blick schweifen und Peter erzählt mir ein wenig über die Geschichte der reichen Villnösser Getreidebauern mit den silbernen Uhren, die dem Tal schon früh einen gewissen Wohlstand gebracht hatten.
Heute – in Zeiten, in denen Getreide billig aus dem Ausland importiert wird – lebt Reinhold Messners Heimat vor allem vom Tourismus. Und der floriert, dank der unglaublich eindrucksvollen Landschaft mit ihren „bleichen Bergen“,
den Dolomiten. Dabei verzichtet man im Villnösstal auf Bettenburgen und Massenabfertigung, setzt stattdessen auf individuelles Reisen und Erleben. Mit Wanderexperten wie Peter Schatzer, der mit seinen Ferienwohnungen nicht nur die ideale Ausgangsbasis für
ausschweifende Wanderungen bietet, sondern seine Gäste auch persönlich begleitet und durch seine Heimat führt. Besser kann man ein Land nicht kennen lernen!
Übrigens: Auf dem Heimweg MUSSTE ich einfach noch in einem Restaurant einkehren. Raten Sie mal, was ich probiert habe? Richtig, Brillenschaf! Und ich habe noch nie so gutes Lammfleisch gegessen wie hier! Unbedingt zu empfehlen!