„Dabei sein ist Ehrensache, mitmachen eine Selbstverständlichkeit!“ Dieses Sprüchlein haben sich viele Südtiroler auf den Hut geschrieben. Gerade wenn es um Brauchtum und Tradition geht, denn Vieles „keart sich oanfoch“.
„Vom Morgenland, da kommen wir her….“
So gehören auch die „Sternsinger“ zum Jahreswechsel einfach dazu. Verkleidet als die Heiligen Drei Könige, mit Stern und Geschenken ausgestattet, marschieren Kinder von Haus zu Haus, wünschen den Bewohnern Glück und Gesundheit im Neuen Jahr und verteilen Kreide und Weihrauch. In manchen Landesteilen wird noch in ladinisch gesungen.
Bon di y bon ann!
Aliegher y sann,
cun grazia y fertuna
dl tëmp y dl ann,
ve mbince n bon ann,
cun grazia y sanità,
y cun manco picià.
„Uns freut es ganz besonders, wenn die Kinder in unsere Häuser einkehren und mit ihrem Gesang das Neue Jahr willkommen heißen. Klar bekommen sie dafür auch Schleckereien geschenkt.“ verrät uns Frau Silvia Delago vom
Appartement Arbea in Gröden mit einem Augenzwinkern. So mancher Bewohner erinnert sich dabei an die Zeit zurück, als er selbst noch als kleiner Sternsinger unterwegs war.
„Gott beschütze dieses Haus“
Warum aber verteilen sie ausgerechnet Kreide und Weihrauch? Aus dem einfachen Grund, damit die Bewohner einen weiteren glücksbringenden Brauch vollführen können. Und zwar nachts, wenn draußen alles still und friedlich unterm Schnee schläft. „Für uns Kinder war es immer spannend im Dunkeln mit der ganzen Familie durch's Haus und über den Hof zu stapfen, unser Vater mit dem rauchenden Weihrauchtopf voran. Und auf jede Tür durften wir die Initialen C + M+ B als Glückssymbol raufschreiben.“ berichtet eine traditionsbewusste Dame aus dem Vinschgau. Auf den Türsturz zeichnet man mit der geweihten Kreide das jahresbezogene Zeichen 20*C+M+B*16. CMB bezeichnet einerseits die Heiligen Drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar, andererseits deutet man die Buchstaben heute auch als „Christus Mansionem Benedicat“ – „Christus segne dieses Haus“.
Frohes Neues!
Wer zur Jahreswende im Ultental unterwegs ist, darf sich nicht wundern, wenn einem schon von Weitem „A guat’s Nuis!“ zugerufen wird. Hier ist es nämlich üblich, dass derjenige sich über Glück und Gesundheit freuen kann, wer als erstes „Ein frohes Neues Jahr“ wünscht. So rufen es viele Einheimische bereits aus der Ferne, um auf Nummer sicher zu gehen.
Mit Pauken und Trompeten
Die harmonischste Neujahrstradition ist mit Sicherheit die Begrüßung der einheimischen Musikkapelle. In zahlreichen Tälern des Landes zieht in den ersten Neujahrstagen die dorfeigene Musikkapelle von Hof zu Hof und spielt für die Bewohner verschiedene Stücke, um einen schwungvollen Einstieg ins neue Jahr zu garantieren. Vielerorts werden sie von den Bewohnern eingeladen, sich bei einer heißen Tasse Tee oder einem selbstgebrannten Schnaps zu wärmen, bevor sie weiterziehen. „Wenn s‘Schnapsl von ausgezeichneter Qualität ist, gibt es auch danach keine schiefen Töne.“ scherzt ein Musikant.
Unmöglich also, dass es im schönen Bergenland je ein von Pech verfolgtes Jahr gibt! Dafür wird mit Herzblut gesorgt, denn:
Dabei sein ist Ehrensache, mitmachen eine Selbstverständlichkeit!